Deinen Traumjob gibt es nur, wenn Du ihn gestaltest

Artikel aktualisiert am 11.05.2021

Die Suche nach dem Traumjob wird für manchen Menschen zur lebenslangen, und erfolglosen, Aufgabe. Auch wenn ich mit Schubladendenken wie Millennials, Generation X, Y oder Z nicht viel anfangen kann: Ich erlebe in meiner Arbeit als Trainer und Berater immer wieder, das vor allem jüngere Menschen aktiv, fast schon verzweifelt nach ihrem Traumjob suchen.

Wenn ich solche Gespräche führe, bringe ich meist ein Zitat an, dass den Mythos Traumjob ein wenig entzaubert:

Das Leben besteht zu 10% daraus, was Dir passiert, und zu 90% daraus, wie Du darauf reagierst.

Für mich bedeutet es: Deinen Traumjob gibt es nicht, Du musst ihn gestalten.  Eine Erkenntnis, die für manchen schwer zu akzeptieren ist und auch bei mir selbst eine ganze Weile gedauert hat.

Wenn Du sie aber annimmst, kannst Du Deine Karriere und Deinen Weg – ich nenne die Kombination aus allen Lebensbereichen Lebenskarriere – aktiv gestalten und auch mit Hürden besser umgehen.

Warum es Deinen Traumjob gar nicht geben kann

Der viel gerühmte Traumjob ist das Ziel vieler (junger) Menschen. Mit Sprüchen wie „Folge Deiner Leidenschaft“ oder „Du musst das finden, was Du für den Rest Deines Lebens tun willst“ werden Menschen dazu motiviert, nach dem perfekten Job zu suchen.

Auch ich selbst nutze solche Sprüche manchmal. Sie sind im Kern nicht falsch. Das Problem ist nur, dass sie oft falsch verstanden werden. Denn was viele Menschen bei diesem Sprüchen hören ist:

  • “Ich kann das tun, was ich will und damit Geld verdienen.“ – Das ist möglich und ich kann es heute auch, ja. Aber das ist kein Selbstläufer, kein Automatismus und schon gar nicht selbstverständlich.
  • “Wenn ich nur weiß, was meine Leidenschaft ist, wird sich alles andere regeln. – Die kurze Antwort: Nein, wird es nicht. Erstens ist die Suche nach der Leidenschaft manchmal ein langer Weg. Und zweitens ist dann vielleicht die Richtung klar, doch der Weg besteht aus viel – und harter – Arbeit.
  • “Wenn ich meinen Traumjob finde, bin ich endlich glücklich. – Ich bin ungern der Überbringer der schlechten Nachricht: Nein, das bist Du nicht. Der passende Job macht Spaß und ist wichtig, aber er macht nicht automatisch glücklich. Deine Lebens ist viel zu komplex und zu vielschichtig, als dass Dein Beruf und Job alleine es perfekt machen könnte.

Dazu kommt: Schon der Begriff „Traumjob“ zeigt, dass es eine Wunschvorstellung ist. Träume sind gut und wichtig, doch sie sind eben nicht real. Es gibt nicht den perfekten Job.

Frage einfach mal Menschen, die ihren Job und ihre Arbeit wirklich lieben. Sie alle werden Dir sagen, dass es ihnen unheimlichen Spaß macht. Doch sie werden Dir, wenn sie ehrlich sind, auch sagen, dass es Phasen und Aufgaben gibt, auf die sie so gar keinen Bock haben und die eher Pflichterfüllung als Freude oder Leidenschaft sind. Das gehört zu jedem Beruf und zu jeder Arbeit.

Wie Du Deinen Traumjob gestaltest

Der us-amerikanische Autor Cal Newport – sein Buch „So good they can‘t ignore you“ kann ich dir absolut empfehlen – sagt in seinem oben eingebundenen Vortrag beispielsweise, dass „folge Deiner Leidenschaft“ ein schlechter Rat ist.

Ich stimme dem nur teilweise zu. Es ist ein schlechter Rat, wenn Du ihn wörtlich nimmst und Leidenschaft als das verstehst, was Du heute und jetzt gerade gern tust. Sie wird ein schlechter Wegweiser sein.

Doch Leidenschaft ist aus meiner Sicht mehr. Meine Definition, zumindest wenn es um die Suche nach Deinem Traumjob geht, lautet:

Leidenschaft ist das Thema, das Dich nicht los lässt. Es ist das Erste, woran Du morgens denkst und es begleitet Dich in Deine Träume. Es ist Dein Antrieb, es zieht Dich an, es lässt Dir keine Ruhe.

Vielleicht hast Du aktuell (noch) kein solches Thema in Deinem Leben. Das ist okay. Ganz ehrlich: Viele Menschen finden ihre Leidenschaft erst spät, manche gar nicht und andere suchen gar nicht erst nach ihr.

Wenn Du sie gefunden hast, kann sie Dir die Richtung Deiner (Lebens)Karriere weisen. Doch auch ohne sie kannst Du Dir Deinen Traumjob gestalten. Wichtig ist, dass Du weißt, was Du von Deinem Traumjob erwartest.

Und damit beginnt das Problem, denn viele wissen das nicht. Hier drei Fragen, die ich mit meinen Coaches und in meinen Workshops durcharbeite:

  • Welche Fähigkeiten und Talente hast Du? – Wichtig: Ich frage, welche Du hast. Nicht welche Du gern hättest.
  • Was willst Du ganz konkret tun? – Antworten wie „Mit Menschen arbeiten“ oder „An Technik schrauben“ zählen nicht. Bitte überlege Dir wirklich, welche Tätigkeiten Du gern ausführen würdest.
  • Welche Ausbildung oder welches Studium reizt Dich? – Welche Richtung ist für Dich interessant, welche kannst Du Dir am ehesten vorstellen?

Die letzte Frage klingt vielleicht ein wenig unkonkret, doch das ist Absicht. Gerade wenn Du noch auf Deinen Schulabschluss hinarbeitest, ist es für die meisten Menschen illusorisch, schon genau zu wissen, was danach kommen soll.

Und auch wenn Ausbildung oder Studium wichtig sind: Heute arbeitet fast niemand mehr sein Leben lang in nur einem Beruf. Ständige Weiterentwicklung ist notwendig und damit auch der ein- oder mehrfache Wechsel von Arbeitgeber und Beruf.

Mit einem groben Profil oder Bild Deines Traumjobs im Kopf kannst Du Dich auf den Weg machen. Wichtiger ist jedoch, was Du tust, sobald Du im Job bist. Dann solltest Du nämlich nicht der Illusion erliegen, dass es sich schon irgendwie richten wird.

Dann liegt es an Dir, und das beginnt schon in Ausbildung oder Studium, Deinen Job und Deine Lebenskarriere zu gestalten. Konkret bedeutet das:

  • Setze alles daran zu verstehen, wie Deine Arbeit zum Erfolg des Unternehmens beiträgt. Oft heißt es, ein Job müsse sinnvoll sein. Das ist einer Meinung und Erfahrung nach richtig. Doch sinnvoll muss nicht bedeuten, dass Du die Welt rettest. Sinn kannst Du auch daraus ziehen, dass Du an tollen Produkten mitarbeitest. Dazu eine kurze Anekdote: Als ein Putzmann bei der us-amerikanischen Weltraumagentur NASA gefragt wurde, was er da macht, antwortete er: „Ich helfe dabei, Menschen in den Weltraum zu bringen.“ Ja, er putzte „nur“ die Hallen. Doch ihm ist klar, dass seine Arbeit die Raumflüge mit möglich macht. Und das gibt seiner Arbeit Sinn.
  • Denke nicht an Konkurrenten, sondern an Kollegen. – Gerade zu Beginn Deiner beruflichen Laufbahn ist es nachvollziehbar, wenn Du andere Kollegen Deiner Stufe als Konkurrenten siehst. Schließlich gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Beförderungen pro Jahr und nur ein Teil des Teams kann es schaffen. Das stimmt, doch wenn Du ständig auf die anderen schielst, stehst Du Dir selbst im Weg. Schau stattdessen lieber danach, wie Du Deinen Teil zur Teamleistung beitragen und den Erfolg Deines Teams sicherstellen kannst. Das heißt nicht, dass Du Dich bescheiden zurückhalten sollst. Du darfst Deine Leistung stolz zeigen. Nur bitte verlier Dich nicht in Konkurrenzkämpfen.
  • Sieh Deinen Job als Teil Deines Lebens. – Klingt pseudo-philosophisch, ist aber entscheidend. Beruflicher Erfolg, ein gutes Einkommen und all die damit verbundenen Vorteile – nicht zuletzt auch die soziale Anerkennung – sind super. Doch Dein Beruf und Deine Arbeit sind nur Teile Deines Lebens. Daneben gibt es auch noch Familie, Freunde Gesundheit und nicht zuletzt auch Dich selbst und Deine Bedürfnisse. Vielleicht spielt Familie jetzt noch keine Rolle für Dich, vielleicht willst Du auch keine Kinder. Es isst völlig okay, in manchen Phasen den Job zur Priorität Nummer eins zu machen. Bitte frage Dich nur immer wieder, ob diese Priorität noch für Dich passt oder ob Du eine neue Lebensphase beginnst und Dein Job dann eine andere Rolle spielt.

Abschließend noch ein Hinweis: Wenn Du Deinen Traumjob gestalten willst, darfst Du Probleme und Fehler nicht einfach hinnehmen. Sie gehören dazu und nicht alles wird perfekt sein, klar. Doch Du solltest immer fragen, was Du tun kannst, um die Situation zu ändern.

Sicher, manchmal kannst Du nichts für Fehler und Situationen. Vieles wird durch anderen gestaltet und gerade in Unternehmen triffst Du auf Rahmenbedingungen, Regeln und Vorgaben, die Du vielleicht nicht ändern kannst. Doch das darf Dich nicht daran hindern, es zu versuchen und alles dafür zu tun, Deinen Traumjob zu gestalten und zu erschaffen. Dazu passt ein Zitat des berühmten Basketballers Michael Jordan, dass ich Dir als Motto mitgeben will:

„Ich akzeptiere Scheitern, jeder scheitert mal! Doch ich kann es nicht akzeptieren es nicht zu versuchen.

Über den Autor: Christian Müller unterstützt als Kommunikationsberater Soziale Einrichtungen, Bildungsträger, Social Start-ups und KMU im B2B-Bereich bei der professionellem Nutzung digitaler Kommunikationskanäle. Auf seinem Zweitblog – lebenskarriere.com – teilt er sein als Coach gesammeltes Wissen rund um eine nachhaltige Karrieregestaltung.
Als ehemaliger Karrierebibel Autor hat er sich jahrelang mit Bewerbungsthemen befasst und spricht aus umfangreicher Erfahrung.

5 Gedanken zu “Deinen Traumjob gibt es nur, wenn Du ihn gestaltest”

  1. Toll geschrieben!! Aber denkst du es gibt so etwas wie den Traumjob wirklich? Ich mein ich arbeite noch auf meinen Traumjob hin, nur habe ich jetzt schon Angst, dass es nicht reicht das Ziel zu erreichen, weil die Träume dann nur noch größer werden :D
    Ich wünsch dir eine schöne Weihnachtszeit!
    Liebe Grüße Jacky

  2. ein serh guter Beitrag wie ich finde :)
    ich bin auch absolut der Meinung, dass ein Job nur so gut sei kann, wie man ihn selbst für sich gestaltet! wenn man nicht glücklich ist mit dem was man macht und arbeitet, dann ist es Zeit für Veränderung … den eigenen Neigungen nachzugehen ist da sicher ein super Anhaltspunkt :)

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina

  3. Ich denke den einen Traumjob gibt es nicht mehr. Vor allem nicht mehr jenen Job, den man bis zu Pension macht. Vielmehr gibt es wohl verschiedene Abschnitte im Berufsleben, die einem richtig gut gefallen und mit denen man sich identifizieren kann. Aber man entwickelt sich ja auch weiter und so sollte es auch im Job sein. Ich habe aktuell mit meiner Selbstständigkeit als Bloggerin den perfekten Job für mich gefunden, da es ganz einfach mein Leben ist und ich wie verschmolzen damit bin. Wie es aber in 5 Jahren sein wird, kann ich noch nicht sagen. Ich bin jedenfalls gespannt. :)

    Alles Liebe,
    Verena

  4. Ich hatte früher auch einen Traumjob, so dachte ich zumindest. Doch Zeiten ändern sich und mit der Zeit, machte es keinen Spaß, diesen Job auszuüben. Die Fragenstellung ist sehr gut. Und ich finde man sollte sich Zeit nehmen, um diese zu beantworten. Vor allem auch ehrlich zu sich selbst sein. Viele sind von äußeren Einflüssen beeindruckt und denken, dass sie gerade den Traumjob verrichten. Aber tief in einem brodelt es und man ist irgendwie doch unzufrieden. Und der Grund ist, dass man auf andere gehört hat, die meinten, dass man es unbedingt tun muss.

    Ich hoffe es ist verständlich, was ich hier von mir gebe :)

    LG
    Kristina

  5. Ein wirklich toller Beitrag und sehr viel nützliches! Ich bin da mit dir einer Meinung.
    Allerdings muss ich gestehen ich muss mir erst mal klar werden was ich überhaupt gestalten möchte…

    Liebe Grüße, Nicky

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