Franchisenehmer werden: Jonas Meier im Interview

Artikel aktualisiert am 03.05.2021

Den Traum von der beruflichen Unabhängigkeit träumen etliche junge Berufsein- und Berufsaufsteiger. Ein möglicher Weg dorthin ist es, in ein Franchiseunternehmen einzusteigen. Was es mit Franchising auf sich hat und wie man Franchisenehmer wird, erzählt der Franchisemanager Jonas Meier im Interview.

karrierekebap.de: Hallo Jonas, schön, dass Du uns heute etwas über die Perspektiven als Franchisenehmer berichtest. Erzähl unseren Lesern bitte ein bisschen über Dich.

Jonas Meier: Nach einer klassischen Ausbildung als Industriekaufmann und der weiteren Beschäftigung in einem mittelständischen Familienunternehmen, reizte mich eine wirkliche Herausforderung mit einem spannenden und neuen Aufgabenfeld. Dies fand ich in einem frisch gegründeten Start-up Unternehmen. Dabei handelte es sich um ein Franchisesystem im Bereich Feinkost-Einzelhandel. Ich war u.a. für die Expansion des Unternehmens zuständig. Neben der Akquise von geeigneten Immobilien bestand meine Hauptaufgabe darin, neue Franchisepartner für das System zu gewinnen und diese bei Ihrem Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten und zu beraten. Um mich im Bereich „Franchising“ zu spezialisieren, absolvierte ich begleitend eine Fortbildung zum Franchisemanager an der IHK. Nach dem erfolgreichen Aufbau und einigen Jahren der Weiterentwicklung des Franchisekonzeptes entstand bei mir der Wunsch für ein größeres Franchisesystem mit bereits bestehenden Partnern und einem größeren Standortnetz tätig zu werden. Heute betreue ich 120 Franchisepartner in Deutschland.

karrierekebap.de: Was ist Franchising überhaupt?

Jonas Meier: Ich vergleiche Franchising gern mit einer Ehe. Das klingt im ersten Moment sicherlich etwas komisch, dennoch sehe ich Parallelen. Seriöses Franchising sollte immer auf der Grundlage einer Partnerschaft beruhen. Nur wenn beide Parteien die selben Ziele mit einer zumindest ähnlichen Denkweise und Einstellung verfolgen und die gleiche Leidenschaft für ein Geschäftsmodell inne tragen, verläuft eine über Jahre laufende Geschäftsbeziehung erfolgreich. Das ist in einer Ehe ähnlich. Auch im Franchising suchen sich Gleichgesinnte, die einen Vertrag über mindestens fünf, oft eher zehn Jahre vereinbaren. Da muss einfach alles passen – auch die Chemie.

Grundsätzlich unterscheidet sich eine Selbstständigkeit innerhalb eines Franchise-Systems zu einer klassischen Selbstständigkeit ein Stück weit in der Freiheit der beiden Parteien. Wo ein Selbstständiger mit seiner eigenen Idee alle Freiheiten hat, muss ein Franchisepartner sich an die Systemvorgaben des Franchisegebers halten. Eine Einschränkung, die jedoch zahlreiche Vorteile birgt: Ein Franchisepartner muss das Rad nicht komplett neu und vor allem nicht allein erfinden. Er profitiert von der Erfahrung und der Unterstützung durch den Franchisegeber und kann sich mit einer bereits etablierten Marke im Allgemeinen viel schneller und einfacher am Markt etablieren. Dabei kann er sich voll auf sein Geschäft konzentrieren. Dies wird vor allem durch den Support der Systemzentrale möglich: Einkauf, Logistik, Marketingstrategie, Shop-Entwicklung, Sortimentskonzeption oder Stammdatenpflege sind nur einige Bereiche, die durch die Zentrale professionell abgedeckt werden. Hinzu kommen noch die beratende Funktion der Zentrale und ihrer Bezirksleiter sowie der Erfahrungsaustausch unter den Partnern, von denen Existenzgründer profitieren.

Ich sehe im Franchise viele Vorteile für Personen mit dem Wunsch in die Selbstständigkeit zu gehen. Warum also nicht eine bestehende Marke mit all Ihren Vorteilen, der Erfahrung und vor allem der Bekanntheit nutzen?

karrierekebap.de: Es gibt in vielen Bereichen Franchises. Ist die Herangehensweise, abhängig von der Branche, unterschiedlich? Wie verhält es sich mit den Bedürfnissen der Kunden?

Jonas Meier: Sicherlich unterscheiden sich viele Franchisesysteme. Gerade im Bereich der Gastronomie gibt es oft sehr strenge System-Vorgaben mit extrem wenig Gestaltungsfreiraum – was nicht unbedingt schlecht ist. Gerade diese Vorgaben machen diese Systeme oft so erfolgreich. Ziel ist es von den meisten Partnern dennoch auch eine gewisse Selbstständigkeit ausleben zu dürfen. Da bieten Handelssysteme oft mehr Freiräume etwa im Bereich der Sortimentsgestaltung. Der Fokus bleibt dennoch meist überall gleich: Die Zufriedenheit der Kunden hat höchste Priorität.

karrierekebap.de: Was sollte man mitbringen, um Franchisenehmer zu werden?

Jonas Meier: Neben den eingangs eheähnlich beschriebenen Faktoren ist es meines Erachtens besonders wichtig, sich mit dem System und der Marke zu identifizieren. Nur wenn ich wirklich hinter einer Sache stehe, kann ich mit dieser erfolgreich sein und sie dadurch auch noch erfolgreicher machen. Daher ist für mich bei der Eignungsprüfung eines Bewerbers weniger der Lebenslauf ausschlaggebend als die Leidenschaft und das Verständnis für das Franchisesystem. Nichts desto trotz müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen. Voraussetzung für eine Gründung ist grundsätzlich ausreichend Eigenkapital. Jedes Franchisesystem bringt dabei unterschiedliche Investitionskosten mit sich. Ebenso wichtig ist die Qualifikation gerade in Hinblick auf kaufmännisches Verständnis.

karrierekebap.de: Welches Potential siehst Du für Franchisepartner mit Migrationshintergrund?

Jonas Meier: Ich sehe gerade den Bereich Franchise als gute Möglichkeit zum Einstieg in die Selbstständigkeit für Migranten. So müssen sich die Gründer nicht alleine durch den deutschen Dschungel an Gesetzen, Behörden und Bürokratie kämpfen, sondern können auf die Unterstützung des Franchisegebers bauen. Besonders spannend finde ich den Gedanken gemeinsam ein weiteres Land zu erschließen. Dabei können gerade Migranten mit Wurzeln im Zielland ausschlaggebend für den Erfolg und Aufbau des Franchisesystems in einem weiteren Land sein. Als Systemgeber kennt man oft nur die Gepflogenheiten und Gesetzte im eigenen Land. Für die Expansion ins Ausland sind Landeskenntnisse von großer Bedeutung. Warum also nicht mittels einer Master-Lizenz oder vielleicht auch als Projektleiter den Franchisegeber bei der Auslandsexpansion unterstützen.

karrierekebap.de: Du verfügst über eine Zusatzqualifikation der IHK als Franchisemanager. Was genau fasziniert Dich besonders an diesem Geschäftsmodell?

Jonas Meier: Ich startete 2013 ohne jegliche Franchise-Erfahrung in einen Job, der sich dann nur noch um dieses Thema drehte. Ich war schnell von diesem Geschäftsmodell und den Möglichkeiten dieser in Deutschland noch recht kleinen Branche begeistert und überzeugt, dass ich mich in einem zukunftssicheren Berufsfeld befand. Also nahm ich – auch dank meines damaligen Arbeitgebers – die Möglichkeit der Weiterbildung war. Die Ausbildung wird vom deutschen Franchiseverband initiiert und vermittelt somit von Beginn an die Philosophie samt Ethikkodex welche für diese Branche Zielsetzung sind. Neben dem Know-how, welches man als Franchisemanager benötigt, war es eine tolle Möglichkeit weitere Kontakte in der Branche zu knüpfen. Neben den Dozenten, welche einem auch heute noch auf den wichtigen Veranstaltungen immer wieder begegnen, entstand in meinem Ausbildungsjahr eine tolle Gruppe aus Franchisemanagern, die sich noch heute regelmäßig austauscht.

karrierekebap.de: Was sind typische Herausforderungen, die es als Franchisenehmer zu bewältigen gilt? Was sind die schönsten Erfolge?

Jonas Meier: Die größte Herausforderung ist wohl für alle neuen Franchisenehmer die Eröffnung des ersten eigenen Standortes. In dieser nervenaufreibenden Phase der Vorbereitung ist es für den Franchisemanager besonders wichtig, den Partnern immer ein offenes Ohr und vor allem Kraft zu schenken. Ein paar aufmunternde Worte sind hier oft Gold wert. Sobald sich die Türen öffnen, stellt sich umgehend der wohl schönste Erfolg ein. Jetzt wissen die Partner wofür Sie so viel Zeit und Energie die letzten Monate aufgeopfert haben und können Ihre Selbstständigkeit aktiv gestalten.

karrierekebap.de: Welche Tipps gibst Du neuen Partner gerne an die Hand?

Jonas Meier: Nie den Mut verlieren und wenn es mal nicht rund läuft, unbedingt zum Hörer greifen. Als Mitglied einer Systemgemeinschaft gibt es immer Menschen, die weiterhelfen können.

Als Vorbild voran. Und wichtig: Selbst und Ständig!

karrierekebap.de: Wie sieht es mit Qualitätsstandards im Franchising aus?

Jonas Meier: Der Deutsche Franchiseverband hat es sich zur Aufgabe gemacht die seriösen Franchisesysteme von den (immer weniger werdenden) „schwarzen Schafen“ zu unterscheiden. Hierzu muss jeder Franchisegeber gewisse Qualitätsstandards einhalten und den Ethikkodex des DFV erfüllen. Ganz allgemein gesagt beinhalten diese Standards, dass wo Franchising dran steht auch Franchising drin ist und gelebt wird. Für die Zertifizierung muss der Franchisegeber alle wichtigen Unterlagen für die Zusammenarbeit mit Franchisepartnern offenlegen. Es werden u.a. die Franchiseverträge, das Handbuch und eine Rentabilitätsvorschau vom Verband und einem unabhängigen Dienstleister auf Einhaltung der Standards überprüft.

Anschließend werden alle bestehenden Franchisepartner nach ihrer Zufriedenheit befragt. Die Franchisepartner können die vorher eingereichten Unterlagen durch ihre Erfahrung in der Praxis bestätigen oder ggf. auch Mängel aufzeigen. Die Auswertung der Befragung ist auch für den Franchisegeber von hohem Nutzen, so lassen sich Schwachstellen erkennen und optimieren. Das Gütesiegel hilft dem Franchisegeber natürlich bei der Gewinnung von neuen Franchiseinteressenten und signalisiert dem Interessenten ein seriöses und erfolgreiches Franchisesystem.

karrierekebap.de: Vielen Dank.

Zum Interviewpartner: Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann in einem mittelständischen Familienunternehmen entdeckte Jonas Meier durch einen Wechsel in ein Franchise-Start-up schnell seine Begeisterung für Unternehmen mit System. Heute leitet er den Bereich Franchisemanagement bei DAS FUTTERHAUS. Dort ist er für die Gewinnung neuer und auch die Entwicklung bestehender Franchisepartner verantwortlich.

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