Social Media Bewerbung: Die Vor- und Nachteile der Bewerbung 2.0

Artikel aktualisiert am 20.05.2021

Eine kurze Frage: Sind soziale Medien und Netzwerke wie Facebook, Instagram, Snapchat & Co. fester Bestandteil deines Lebens? Ja? Willkommen im Club.  Dann findet deine Kommunikation also auch, wie bei mir, überwiegend online statt: Du tauschst dich aus, postest Fotos oder Videos, kommentierst Neuigkeiten deiner Freunde oder informierst dich über deine Lieblingsband. Das heißt, du nutzt soziale Netzwerke hauptsächlich für deine private Kommunikation mit Freunden und Familie.

Das muss jedoch nicht alles ein. Hast du gewusst, dass auch HR-Abteilungen in Unternehmen Social Media nutzen und sich die Profile von Bewerbern anschauen?

Die Business-Plattformen Xing und LinkedIn kommen dir sicherlich bekannt vor: Hier tummeln sich Unternehmen und HRler, ständig auf der Suche nach potenziellen Mitarbeitern. Und auch du hast hier sicherlich ein Profil, mit dem du auf Jobsuche gehen kannst. Wer hätte gedacht, dass mittlerweile auch Plattformen wie Facebook, Twitter & Co. für die Personaler bei der Bewerbersuche wichtige Instrumente sind!

Wie kannst du dir diesen Umstand zu nutze machen? Was ist eine Social Media Bewerbung eigentlich? Was machen Personaler in den sozialen Netzwerken? Alles Fragen, die ich heute beantworten will.

Was ist eigentlich eine Social Media Bewerbung genau?

Genau genommen gibt es für das Format der Social Media Bewerbung keine wirkliche und allgemein anerkannte Begriffsdefinition. Dafür ist der Begriff und die Methode noch zu neu .

Von einer Social Media Bewerbung kann man jedoch sprechen, sobald Social Media Elemente in eine Bewerbung integriert werden oder die Bewerbung über die sozialen Netzwerke durchgeführt wird. Weitere Möglichkeiten sind:

  • Du kannst deine Unterlagen in eine Cloud (Google Drive, etc.) hochladen und potenziellen Arbeitgebern den Link dorthin via Twitter – Privatnachrichten – zukommen lassen. Hier nutzt du Social Media als Kommunikationskanal.
  • Du kannst dein Anschreiben und Lebenslauf an unterschiedliche soziale Netzwerke anpassen und sie dort teilen (beispielsweise via Twitter).
  • Du kannst eine Website für deine Bewerbung bauen. Diese Multimedia-Bewerbung enthält passende Statusmeldungen, Kommentare, Grafiken usw. und bindet die Social Media mit ein.
  • Du kannst eine bestimmte Social Media Kampagne deines Traum-Arbeitgebers in deiner Bewerbung erwähnen. Wenn du das gut machst, wird dadurch auch deine Kompetenz klar.
  • Du kannst deine Social Media Profile in deiner Bewerbung angeben. Wichtig ist, dass du deine Profile aktuell hältst. Geh sicher, dass die Inhalte, die du dort teilst, auch tatsächlich zu deinem Traum-Arbeitgeber passen. Wer will schon langweilige Inhalte lesen? Eben. Personaler sind auch nur Menschen.

Glaube bitte nicht, dass in Social Media Bewerbungen weniger Aufwand steckt als in herkömmlichen Bewerbungen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass oft deutlich mehr Arbeit nötig ist.

Schließlich musst du sicherstellen, dass die Social Media Elemente, die du in deine Bewerbung einbaust bzw. die du nutzt, um deine Bewerbung zu teilen, sinnvoll sind. Es ist schön, wenn dir deine Bewerbung gefällt. Wichtiger ist, dass diese Elemente deine Bewerbung besser und überzeugender machen.

Wie du weißt, geht es in den Social Media, zumindest im Hinblick auf deine Bewerbung, darum, andere Leute auf sich aufmerksam zu machen, beachtet zu werden und Beziehungen aufzubauen. Du musst also das Interesse deines Traum-Arbeitgebers wecken. Hast du erstmal die Aufmerksamkeit erlangt, läuft das Bewerbungsverfahren wie gewohnt: Vorstellungsgespräch, Telefoninterview und/oder Assessment-Center.

Wann ist eine Social Media Bewerbung sinnvoll?

Bevor du dich an deine erste Social Media Bewerbung setzt, solltest du dir im klaren darüber sein, dass eine Bewerbung via Social Media nicht immer sinnvoll ist.

In folgenden Fälle ist eine Social Media Bewerbung sinnvoll:

  • Wenn du dich für einen Job in den Bereichen Social Media, PR, Online Marketing oder einer anderen digitalen Disziplin bewirbst.
  • Wenn du dich für eine Stelle bei einem Start-Up aus der Internet-Branche interessierst.
  • Wenn ein Unternehmen mit einer speziellen Aktion in den sozialen Netzwerken auf offene Stellen aufmerksam macht oder einzelne Mitarbeiter in Chef-Positionen auf der Suche nach qualifiziertem Personal sind.

Bevor du also eine Social Media Bewerbung losschickst, geh sicher, dass sie zur Bewerbungssituation und zum Unternehmen passt. Ansonsten gehe den üblichen Weg über Bewerbungsmanagementsysteme und Online-Jobbörsen.

Wie nutzen Recruiter die Kanäle?

Social Media sind heute fester Teil des Recruitings. Laut einer Studie von Kellyservices nutzen 93 Prozent der Recruiter LinkedIn für die Suche nach Talenten.

89 Prozent der befragten Personaler haben auf diese Weise sogar eingestellt! In der Studie werden aber auch die noch ungewöhnlichen Kanäle betrachtet: So suchen 54 Prozent der Recruiter auf Twitter nach Talenten. Einer von vier Personalern hat einen Kandidaten mit Erfolg auf Facebook ausfindig machen können.

Bei der Personalsuche verlassen sich Recruiter vor allem auf Xing und Facebook. Wobei Xing für Stellenanzeigen, Active Sourcing und die Suche nach Informationen zu den potenziellen Kandidaten und Facebook zur Imagewerbung bzw. Für Employer Branding genutzt wird.

Tipps für die Jobsuche via Social Media

Mit Social Media hast du die Möglichkeit, deine Fähigkeiten, Talente und Ideen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Sei dabei bitte authentisch und professionell. Denn Personaler werden zuvor deine Social Media Profile prüfen, um herauszufinden, ob du als Kandidat auch wirklich zu der Stelle passt.

Aber was heißt eigentlich authentisch? Authentisch und professionell bist du, wenn

  • du ehrlich bist. Sowohl Personaler als auch die breite Öffentlichkeit merken, wenn du in den Social Media schwindelst.
  • dir genau überlegst, welche Inhalte und Botschaften du teilst und das auf der passenden Plattform tust.
  • du konsistent kommunizierst. Das tust du beispielsweise nicht, wenn du dich auf Xing profilierst, auf Twitter andere beleidigst und Party-Fotos von dir auf Facebook postest.
  • du zu den richtigen Leuten Kontakt aufbaust. Denn deine berufliche Zukunft entscheidet sich auch anhand deines Netzwerks und welche Beziehungen du pflegst.
  • du deine Worte, nicht nur online, mit Bedacht wählst. Äußere am besten keine Dinge, die du auch nicht in einem Bewerbungsgespräch sagen würdest.

Wenn du dich auf Jobsuche in den Social Media begibst, möchte ich dir folgende Tipps ans Herz legen:

  • Erstelle mindestens ein Profil auf einem der großen Social Media Kanäle: Xing, LinkedIn, Facebook oder Twitter. Für Xing und LinkedIn habe ich dir hier bereits ein paar Tipps gegeben: Tipps zu Xing und LinkedIn.
  • Viele Details komplettieren den Gesamteindruck deines Profils. Erwähne deinen Beruf in deiner Twitter-Beschreibung und auf Facebook. Versuche so viele Felder wie möglich bei LinkedIn (sinnvoll) zu füllen.
  • Gehe auf die Suche. Die Suche nach Firmen, Unternehmensmitarbeitern, Studien und Branchen-Keywords, die dich interessieren. All diese Suchergebnisse können ein Türöffner sein. Scheue dich nicht, dich mit potenziellen Arbeitgebern und/oder Personalern zu vernetzen.
  • Werde in den Social Media aktiv. Stelle Fragen, kommentiere in  Blogs und Diskussionen deiner Traum-Arbeitgeber, beantworte selber Fragen. Trete Gruppen bei, die für deinen Traumjob thematisch interessant sein könnten. Und scheue dich nicht davor dir die Profile der Leute anzuschauen, denen du im Bewerbungsgespräch begegnen könntest.
  • Teile dein Wissen. Egal ob Berufsanfänger, Azubi oder Berufserfahrener. Jeder hat eine eigene Sicht der Dinge und Ideen. Diese können auch für andere Leute aus der Branche von Interesse sein. Wenn du also eigene Erfahrungen zu etwas gesammelt hast oder etwas besonders interessant findest, dann lass es dein Netzwerk wissen.
  • Stell dir immer die Frage, ob du das geteilte in den Social Media auch in einem Bewerbungsgespräch sagen würdest.

Ein Beispiel und was du daraus lernen kannst

Von einem Paradebeispiel für eine gewagte Social Media Bewerbung berichtete Simone Janson von Berufsbilder.de & HR-Kommunikation bereits 2011. Dieses Beispiel zeigt dir, dass du dir stets überlegen musst, wie du mit einem Unternehmen kommunizierst. Orientiere dich dabei daran, wie konservativ oder modern das Leitbild und die Kommunikation deines Traum-Arbeitgebers ist. In diesem Fall ging es um eine Bewerberin, die sich bei Daimler beworben hat.

Sie schickte folgende Worte an den damaligen Blogmanager von Daimler, Uwe Knaus:

„Ich bin Social-Media-süchtig… ja, ich bekenne mich hiermit offiziell. Nichts kann mir meinen Tag versüßen, als das goldige Klingeln einer neuen Nachricht bei Facebook und ein erhoffter Retweet auf einen meiner hoch kompetenten Ergüsse bei Twitter. Ja, so ist es… Ich erhalte wiederholt Anzeigen wegen Belästigung weil ich Leuten auf der Straße folge. Und am aller Schlimmsten:…Mein Freund spricht mich mittlerweile nur noch mit @Schatzi an… Einzig und allein der strukturierte Umgang mit Social Media kann mir jetzt noch helfen. Ich zähle auf Ihre Unterstützung.“

Ja, das hat die Bewerberin tatsächlich an Daimler geschickt. Kein Wunder also, dass diese Bewerbung in den Social Media für ordentlich viele Diskussionen sorgte. Auch Uwe Knaus beschäftigte sich sehr viel mit dieser Bewerbung. Die Bewerberin schaffte genau das, was eine gute Social Media Bewerbung tun muss: Sie schaffte Aufmerksamkeit und blieb der besagten Führungsperson in Erinnerung. Schade ist nur, dass die Bewerbung an einer kleinen Formalie scheiterte. Die Bewerberin hatte keine Immatrikulationsbescheinigung vorzulegen. [Meiner Meinung nach hätte Daimler hier ein Auge zudrücken können. Wer mit so viel natürlichem Selbstbewusstsein auftritt, sollte zumindest mit einem Bewerbungsgespräch belohnt werden.]

Achte also bei deiner Social Media Bewerbung auf passende Kommunikation und vergewissere dich, dass du alle möglichen Formalien erfüllst. Besonders große und konservative Unternehmen bestehen auf einen vollständigen Lebenslauf – auch wenn das total Bewerbung 1.0 ist .

Vor- und Nachteile einer Social Media Bewerbung

Wenn du eine Social Media Bewerbung in Betracht ziehst, sollten dir auch die Vor- und Nachteile bewusst sein.

Folgende Nachteile sprechen gegen die Jobsuche via Social Media:

  • Sie kann deine fehlende Kompetenzen und Fachwissen sichtbar machen.
  • Sie kann zum reinen Sammeln von Kontakten verleiten. Darunter leidet dann die Qualität deiner beruflichen Beziehungen.
  • Bei einer fehlenden Strategie kann es dir passieren, dass du als Spammer wahrgenommen wirst. Im schlimmsten Fall wirst du von deinem Traum-Arbeitgeber ignoriert.
  • Wenn du auf zu vielen unterschiedlichen Social Media Kanälen kommunizierst, verliert deine Kommunikation an Wirkung.
  • In konservativen Branchen werden Social Media Aktivitäten kritisch beäugt. Sie können auch Bewerbungschancen reduzieren.

Die Bewerbung mit und via Social Media kann aber auch äußerst lohnenswert sein. Folgende Vorteile sprechen für eine Social Media Bewerbung:

  • Du kannst sehr viele Leute erreichen und so viele wichtige Kontakte knüpfen.
  • Social Media ermöglicht das Teilen von Wissen. So kannst du dich als Experte für bestimmte Themen positionieren.
  • Mithilfe von Social Media kannst du dich direkt mit deinen Traum-Arbeitgebern austauschen, ins Gespräch kommen und dich so positiv von der Masse der Bewerber abheben.
  • Du kannst deine Reputation aktiv gestalten und beeinflussen.
  • Jobsuche via Social Media gilt – immer noch – in einigen Unternehmen und Branchen als modern und erhöht die Chancen auf einen Job. – in vielen Branchen gehört sie mittlerweile auch schon zum Standard .
  • Du kannst Kontakte knüpfen, die offline gar nicht möglich wäre . Besonders dieser Punkt gefällt mir, denn er ist schlichtweg wahr. Ich würde diesen Beitrag nicht schreiben, wenn ich Mustafa nicht via Twitter kennengelernt hätte. Also trau dich!

Social Media Bewerbungen: Geh mit Köpfchen vor

Ja, die Nutzung von Social Media für eine Bewerbung mag Nachteile haben. Und ja, man sollte sich bei konservativen Unternehmen lieber mit einer konservativen Bewerbung melden.

Diese Aspekte sollten dich dennoch nicht davon abhalten, dich an einer Social Media Bewerbung zu versuchen. Ich kann dir diese Methode nur ans Herz legen.

Warum? Ich war einmal mindestens genauso frech, wie die Bewerberin, die sich bei Daimler beworben hat. Auf Twitter hatte damals jemand für eine Agentur nach einem Projektmanager gesucht. Auf diesen Tweet habe ich mich gemeldet – ein wenig frech und vorlaut, wenn ich mich richtig erinnere .

Nach einigen Tweets hin und her meldete sich diese Person via Privatnachricht und wir tauschten E-Mail-Adressen aus. Daraufhin durfte ich meine Bewerbung abschicken und wurde zu mehreren Gesprächen eingeladen. Ich sage hier bewusst Gespräche, weil man mir hier das Gefühl gegeben hatte mit erfahrenen Branchenexperten auf Augenhöhe zu kommunizieren. Den Austausch habe ich bis heute in guter Erinnerung. Und ich würde mich jederzeit wieder so bewerben. [Das Schicksal hat mir dann allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber es gibt immer ein nächstes Mal.]

Was ich dir mit dieser Geschichte sagen möchte? Traue dich. Traue dich auf Social Media zu kommunizieren und dich mit Experten auszutauschen. Das sind auch nur ganz normale Menschen und wissen einen ehrlich neugierigen Gesprächspartner mehr als zu schätzen.

Und wenn es nicht beim ersten Mal klappt, dann versuche es nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Irgendwann klappt es bestimmt. Vor allem dann, wenn du ehrlich, authentisch, professionell und mit Köpfchen vorgehst!

Über die Autorin: Stephanie Kowalski unterstützt Unternehmen dabei, ihre Marke, Produkte, Dienstleistungen und Geschichten mittels klassischer- sowie Online-PR zu kommunizieren. Mehr von Stephanie könnt ihr auf StephanieKowalski.de lesen.

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